Geschichte
In der Ansprache von Stadtrat Odermatt erfuhren wir einiges über die Geschichte des Fleckchens Erde, auf dem wir uns gerade befanden. Er erwähnte, dass sich vor hundert Jahren an dieser Stelle noch Weideland befand, nämlich die Pfingstweid. Nach und nach entstanden Industriebauten, die in den 70er-Jahren sukzessive wieder aufgegeben wurden. Grosse Areale standen daraufhin leer.
Dann aber erfolgte die grosse Veränderung im Gebiet Zürich West: die ehemaligen Industrieareale wurden umgenutzt und das Quartier wandelte sich markant. Es ist eines der Gebiete in Zürich, das sich am schnellsten entwickelt und am sichtbarsten verändert hat. Die Parzelle, deren Überbauung an diesem Tag gefeiert wurde, war 1949 von der Stadt erworben worden ohne eine klare Absicht, wozu sie genutzt werden sollte. Es stand zur Diskussion, dass der Sportplatz Förrlibuck dorthin verlegt werden sollte. Doch es kam nie dazu. Also diente das Grundstück als Landreserve und wurde grösstenteils als Parkplatz genutzt. Nun sollte also zum allerersten Mal (soweit bekannt) darauf etwas gebaut werden.
Baulärmerprobte Stapo
«Die Mitarbeitenden der Stadtpolizei sind sich einiges gewöhnt, was Umbauten und Sanierungen angeht», meinte Kommandant Blumer. «Dass wir nun aber einen Neubau für die Kriminalabteilung erleben, hat Seltenheitswert.» Niemand kann sich mehr erinnern, wann zum letzten Mal ein Gebäude für die Stadtpolizei neu gebaut worden war. Vielleicht war es das Wapo-Gebäude im Tiefenbrunnen oder allenfalls das Funkturmgebäude auf dem Waidberg. Beides ist zu lange her, als dass sich jemand konkret erinnern mag.
Gnade für den Kripo-Bären
Zu den Dingen, welche die Vorredner/innen in der Zeitkapsel deponiert hatten (unter anderem der Bauentscheid, beigegeben von Stadtrat Odermatt «damit man auch später noch weiss, dass bei uns alles mit rechten Dingen zugegangen ist») legte Daniel Blumer als erstes ein historisch interessantes Dokument, nämlich die Stapo-Info vom letzten Oktober, die Spezialausgabe zum 150-Jahr-Jubiläum der Kripo. Dazu kamen ein Organigramm der Kriminalabteilung und ein Kripo-Ausweis. Als er den niedlichen, zum Detektiven umgestalteten Stapobär in die Hand nahm, hielten einige im Publikum möglicherweise den Atem an «Er wird doch nicht …?». Der Kommandant hatte aber Erbarmen mit dem Bär, der in liebevoller Handarbeit angefertigt worden war. Stattdessen übergab er ihn der Bau-leitung. «Damit er auf der Baustelle oder im Baubüro einen guten Platz bekommt und als erster Stapo–Kollege auf dem Platz präsent sowie für Sicherheit und Ordnung besorgt ist.»
Zu guter Letzt legte er auch eine Achselpatte der Polizeimusik in die Kiste. Präsident Oliver Hess hatte die Gunst der Stunde genutzt, damit sich die Nachwelt möglicherweise irgendwann an die Polizeimusik erinnert. Anschliessend waren wir recht gefordert, als wir in der Kälte unaufhörlich spielen mussten, bis die Zeitkapsel verschweisst war. Entsprechend der minutiösen Planung hätte dies einige Minuten in Anspruch nehmen sollen. Ob es an der Kälte lag oder ob der Schweisser die feierliche Stimmung einfach so lange wie möglich auskosten wollte, lässt sich im Nachhinein nicht mehr eruieren. Während die Gäste schon mal zum Apéro-Buffet übergingen, spielten wir unbeirrt weiter, bis die Kiste dicht war und dann endlich feierlich in den Boden eingelassen werden konnte. Damit war der Grundstein zum neuen Kripogebäude gelegt.
Bald Eröffnung …
Ende September 1971 war damals die Zeughaus-strasse 11 bezogen worden und es ist vorgesehen, dass das neue Kripogebäude im Herbst 2021 bezugsbereit ist, also genau 50 Jahre später. So zügig, wie das Projekt bisher alle Hürden nahm, dürfen wir optimistisch sein und hoffentlich in etwa zweieinhalb Jahren zur feierlichen Eröffnung des «Mühlewegs» aufspielen.